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Wie? Du kannst nicht kommen zur Lesung? Ein paar Tage vor der ersten offiziellen Lesung im „Oma Lilo“ in Erfurt teilte mir die Verlagsleiterin vom Proof Verlag (https://proof-verlag.de/) mit, dass sie wegen Krankheit leider nicht dabei sein kann, mich nicht an meiner Seite sitzend in lockere Zwischengespräche vor Publikum verwickeln, ablenken, und meine Aufregung abnehmen kann. Dass sie krank war, stimmte mich traurig und mich allein vors Publikum setzen zu müssen, löste in mir den Fluchtinstinkt aus, noch bevor ich überhaupt das „Lilo“ hätte erreichen sollen. Vermutlich war es mein verzweifelter Blick, die angespannte Stimmung, mein Jammern – das ganze Gezeter, das meine älteste Tochter nicht mehr ertrug und sie schließlich von sich aus vorschlug, mich an diesem Abend zu begleiten; mir dabei zu helfen, nicht den Faden zu verlieren; und mich Löcher in den Bauch zu fragen, wenn das Publikum dazu nicht bereit wäre.

Erst dachte ich, das sei verrückt. Ich kann nicht meine 15-jährige Tochter mitnehmen, noch dazu, wo jeder, der uns kennt (und bei den ersten Lesungen sind das in der Regel 99 Prozent), ahnt, dass es einige Parallelen zwischen dem im Buch beschriebenen Familienleben und unserem eigenen gibt. Auch Hanni hat eine Teenagertochter, mit der sie öfter aneinandergerät. Und auch wenn Hannis Tochter nicht meine Tochter ist, so ähneln sich die beiden schon sehr – zumindest, was pubertär bedingte Symptome (und da möchte ich auch echt nicht mehr in ihrer Haut stecken) angeht. Meine Tochter ist aber irgendwie erwachsener geworden, auch wenn mich dieser Gedanke manchmal schmerzt, und so erwachsen und nüchtern sieht sie diese Parallelen zwischen ihr und Karla Liebig auch: „Komisch war es anfangs schon. Ich weiß ja, was ich manchmal sage und wenn ich Ähnliches davon aus Mamas Buch gehört habe, dann war das schon erstmal eigenartig. Aber irgendwie freut es mich auch, dass ich Mama inspiriert habe und offenbar ein paar normale Teenager-Klischees erfülle.“ Ich konnte es selbst kaum fassen, als das meine Tochter einer jungen Frau (also in etwa mein Alter 😉) aus dem Publikum antwortete.

Nichts fühlt sich besser an, als wenn die ganze Familie hinter einem steht und so konnte die erste Lesung zu „Mama lernt fliegen“ einfach nur richtig gut werden. Unterhaltsam und locker (nach anfänglich verkrampfter Aufregung). Genauso hatte ich es mir gewünscht. Der Verlagschefin geht es Gott sei Dank etwas besser. Zur nächsten Lesung am 9. September darf sie unsere Zuhörerin sein.